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Menschen kommen täglich mit über 8000 (!) chemischen Verbindungen in Kontakt, die auf unsere Gesundheit Einfluss nehmen können. So gibt es ca. 30 Mio. Allergiker (Tendenz steigend).  Hauptursache lt. Experten: die zunehmende Umweltbelastung.*) Schadstoffe machen nun mal vor der menschlichen Gesundheit nicht halt! Auf etwa 5% der EU-Bevölkerung wird die Häufigkeit umwelt-medizinischer Erkrankungen geschätzt. Einer von 200 Bürgern ist von einer so starken Chemikalien-Empfindlichkeit betroffen, dass er täglich Symptome hat, erläuterte Dr. Bartram 2011.**) Aufgrund der unzureichenden Informationslage bleibt MCS oft unerkannt. 

Umweltfaktoren als Krankmacher

Allgemein

Giftstoffe im Wasser, Chemieabfälle, Strahlen oder Luftverschmutzung: Millionen Menschen sterben nach Angaben der WHO jedes Jahr an Krankheiten, die durch Umweltbelastungen ausgelöst werden. Lt. der Studie (2016) spielen Umweltbelastungen bei mehr als 100 Krankheiten eine Rolle. *)

verlinkte Quellen  und weiterführende Informationen:
*) Welt online (17.03.2016) „Millionen Tote durch Umweltverschmutzung“

Alarmierende Presseberichte: Mikroplastik im Körper [1], Glyphosat im Urin [2], gesundheits-schädliche Alltags-Chemikalien im Blut [3] und 109 Industriechemikalien im Blut Neugeborener [4]. Man schätzt, dass z. Zt. über 7 Mio. chem. Verbindungen existieren und dass jedes Jahr mehr als 25.000 neue Stoffe dazukommen. Über 50.000 davon befinden sich im täglichen Gebrauch, so die Spezialklinik Neukirchen in ihren Informationen über Umwelterkrankungen. „Jeder Mensch kommt täglich mit einer Flut von chemischen Stoffen in Berührung, die potenziell Krankheiten auslösen können.“[5]

„Trotz Schmerzen ist keine Ursache zu finden, so geht es nicht wenigen Menschen. Betroffene könnten unter Umweltkrankheiten leiden, eine Behandlung der Symptome verbessert kaum ihre Lebensqualität. Die Krankheiten führen zu vielen diffusen Beschwerden und können nur schwer einem bestimmten Krankheitsbild zugeordnet werden.“*)
„Umweltmedizin setzt sich mit Erkrankungen auseinander, die durch physikalische, biologische und chemische Faktoren verursacht werden, zum Beispiel aufgrund von Umweltverschmutzung (innerhalb und außerhalb von Gebäuden), Ernährung, Staub (möglicherweise belastet mit Giften, Schimmel, Pestiziden) und anderen Chemikalien im Wasser, in der Erde oder in der Luft, sowie Lärm, ionisierender und nichtionisierender Strahlung und elektromagnetischer Felder. Umwelterkrankungen sind das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen zwischen einer Vielzahl verschiedener Belastungen, die in niedriger Dosis über lange Zeit einwirken, und der individuellen Empfänglichkeit (Suszeptibilität) der Menschen, die bestimmt wird durch ihre Genetik und durch Fehlfunktionen des Immunsystems, des endokrinen Systems und des Enzymsystems.“ **)

Stressflut durch vielfältige Umweltreize der modernen Welt
Foto: Pitiya Phinjongsakundit,THA©123RF.com

Wenn Chemikalien krank machen

Gemeinsam mit Experten aus den Bereichen Toxikologie, Endokrinologie, Politik und der Zivilgesellschaft diskutierten die Veranstalter in einem Online-Talk am 25.1.2023 : Wie können wir uns und unsere Umwelt besser vor hormonaktiven Chemikalien schützen? 

  • Dr. Bettina Hoffmann | Politischer Blick auf das Problem hormonaktiver Substanzen
  • Dr. Marike Kolossa-Gehring | Umweltbundesamt (UBA) | Leitung Fachgebiet Toxikologie | Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung: Wie stark sind wir durch EDCs belastet?
  • Prof. Dr. Josef Köhrle | European Endocrine Society: Besondere Risiken von EDCs aus endokrinologischer Sicht
  • WECF, HejSupport und PAN Germany | Einordnung der EDC-Problematik aus NGO-Sicht

Hier geht es zum Video-Mitschnitt und den Präsentationsunterlagen: https://www.wecf.org/de/hormonaktive-chemikalien-stoppen/ 

Ergänzende Informationen finden Sie auch auf unserer Seite zu konkreten „Schadstoffen“

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WINDKRAFT-Anlagen

Die Windenergie ist ein wichtiger Baustein im Zuge der Energiewende und Bemühen um Klimaschutz. Die ersten in Deutschland installierten Anlagen waren rund 100 Meter hoch, inzwischen sind es bis zu 200 Meter.  Moderne Windenergieanlagen sind also schon aus der Ferne gut sichtbar.[1] Doch sie brauchen Platz, denn die Menge der Windräder schwächt den Wind.[2] Und es gibt begründete Vorbehalte: Aspekte des Natur-, Arten-, Klima- und Gesundheitsschutzes sollten nicht vernachlässigt werden.[1]

Infraschall - der unhörbare Lärm

Werden Töne so tief, dass sie für das Ohr nicht mehr hörbar sind, spricht man von Infraschall. I.d.R.  ist dies ab einer Frequenz von unter 20 Hertz (Hz) der Fall. Das Phänomen kann natürlichen Ursprungs sein, z.B. durch Erdbeben oder Gewittergrollen. Allerdings ist dieser Infraschall nicht gepulst, d.h. es kommt hier nicht zu regelmäßigen Frequenzspitzen. Anders als bei technischen Quellen wie z. B. Windkraftanlagen. Die Pulsung entsteht hier durch das Vorbeistreifen des Windrades am Mast wodurch große Luftdruckänderungen ver-ursacht werden. Durch den Ausbau von Windkraftanlagen im Zuge der Energiewende nimmt auch diese Belastung zu, die immer mehr Menschen Probleme bereitet.[1][2]

Schallemission der Windkraft erhöht das Gesundheitsrisiko, so warnen Mediziner und weisen z.B. auf folgende Aspekte hin:

  • Es werden Stresswirkungen von Infraschall auf verschiedenen Ebenen des Organismus gefunden.[1]
  • Von einer drastischen Zunahme kardiovaskulärer Störungen im Umfeld von Windkraftanlagen
    berichtete z.B. schon Dr. Sarah Laurie (AUS) bei der Frühjahrskonferenz der Acoustical Society of America 2015. [2] In Deutschland sorgte eine Arbeitsgruppe der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Unimedizin Mainz 2018 für Aufsehen  mit ihren Untersuchungs-ergebnissen über die Beeinträchtigung des Herzmuskels durch Infraschall. [3]

„Eine [weitere] Studie aus Australien hat Schwindelanfälle in Bezug auf den Abstand von Windfarmen untersucht. Es wurden 394 Personen untersucht. Die Zahl der Schwindelanfälle korreliert eindeutig mit der Nähe zu den Windfarmen. Und erst bei einem Abstand von über 5000 m waren alle Probanden schwindelfrei. Die Windräder hatten hier nur eine Höhe von max.129 m.”[4]

Anwohner in der Nähe von Windenergieanlage (WEA) machen Infraschall für zahlreiche gesundheitliche Probleme verantwortlich:

  • Erschöpfung
  • Schlaflosigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Atemnot
  • Depressionen
  • Rhythmusstörungen
  • Übelkeit
  • Tinnitus
  • Schwindel
  • Ohrenschmerzen
  • Seh- und Hörstörungen
  • uvm.

Was Betroffene z.T.  beschreiben, ist ein Pulsieren oder ein Druckgefühl auf dem Trommelfell, auch auf der Brust. Die Wahrnehmung der tiefen Frequenzen geht offenbar vom Hören zum Fühlen über. So spüren viele auch Vibrationen, Erschütterungen oder ein Unsicherheitsgefühl. Immer öfter zeigen Beobachtungen an den unterschiedlichsten Organen, dass es messbare Effekte von Infraschall gibt.[5]

Infraschall hat eine große Reichweite. [3][6]

So ist etwa die Infra-schallstation der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zur Überwachung von Kernwaffen-Teststopps in der Nähe von Bremen nicht mehr in der Lage, ihren Überwachungsauftrag auszuführen. Die in 4 bis 20 Kilometern wachsende Zahl von Windrädern stören die Messungen.[6]

„Also wird hier klar dokumentiert, dass Infraschall existiert und bis zu mindestens zehn Kilometer messbar ist“,  D. Schmucker [6]

Infraschall wird weder durch Fenster noch durch Mauerwerk gedämpft.[3]

Über die Verwendung von Infraschall in der Waffenindustrie berichtet z.B. der hier verlinkte Pressebericht von Römer J. „Wie Schallwaffen funktionieren“ Spiegel online, 30.09.2017

Die Umweltmedizinerin, Dr. Schmucker, hat eine ausführliche Dokumentation erstellt „Infraschall und Vibroakustisches Syndrom – Altbekannte Phänomene in neuem Zusammenhang.“ Dieses Dokument finden Sie hier (verlinkt) zum Download.

Klimakiller Treibhausgas-Verwendung

Windenergie erzeugt keine direkten klimaschädlichen Emissionen und kann im Zuge der Energiewende erheblich zum Ziel der Treibhausgas-neutralität beitragen. So ein Argument.[1] Doch tatsächlich lauert ein Klimakiller in Windkraft-Anlagen: Schwefelhexafluorid (SF6).[2]

Schwefelhexafluorid (SF6) [3]

  • Gas für Spezialanwendungen
  • hervorragender Isolator, häufig in Umspannanlagen eingesetzt
  • ca. 25.000 Mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid (= das höchste Treibhauspotenzial!)
  • verursacht in Deutschland einen menschengemachten Treibhaus-effekt, der dem des innerdeutschen Flugverkehrs entspricht (08.2022)
  • eigentlich fest eingeschlossen, aber es entweicht aus winzigen Lecks
  • weltweit steigt die SF6-Konzentration in der Atmosphäre
  • die SF6-Belastung wächst insbesondere durch den Ausbau von Windkraft und durch den Bau großer Solarparks.
  • Bislang gibt es nur eine Meldepflicht und freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie zum Einsatz und Recyling des Stoffes.[2]
  • Für eine ordnungsgemäße Entsorgung ausgedienter Windräder sind die jeweiligen Betreiber verantwortlich (ohne entspr. Kontrolle).[2]
  • Kontrollmessungen belegen, dass die tatsächliche SF6-Belastung gemeldete Emissionsdaten deutlich übersteigt.[2]
  • Die EU will den Einsatz dieses Gases verbieten oder zumindest beschränken, aber das sind bislang nur Bestrebungen.[2]
  • Es gäbe Alternativen für den klimaschädlichen Stoff. Doch wie immer ist es eine Kostenfrage.[4]

Das Erste, Plusminus, TV-Beitrag vom 17.08.2022 (verfügbar bis 17.08.2023)
„SF6 – Die schlummernde Gefahr in Windrädern“

(Verlinkte) Quellen:
[1] PlanetWissen „Windenergie“
[2] Michael Houben, MDR Tagesschau „Klimakiller in Windkraftanlagen“ (18.08.2022)
[3] Plusminus „Umweltgift vs. Klimarettung – Warum ausgerechnet ein Klimakiller zur Energiewende eingesetzt wird“ (18.08.2022)
[4] Das Erste, Plusminus „SF6 – Die schlummernde Gefahr in Windrädern“ (17.08.2022)

Die klassischen Umweltkrankheiten

Klassische Umweltkrankheiten [1][2] im Kurz-Überblick

Eine verheerende chronische Krankheit, die die Patienten nicht nur in der täglichen Routine beeinträchtigt, sondern z. T. auch ihr Überleben gefährdet. Zunehmend weit verbreitet und gekennzeichnet durch unspezifische und wieder-kehrende Symptome verschiedener Organ-systeme, die mit der Exposition gegenüber gängigen Chemikalien einhergehen, auch wenn sie in niedrigen Konzentrationen eingeatmet werden, die für gesunde Menschen i. d. R. harmlos sind [9].

Temporäre oder permanente Beschwerden, die in Verbindung stehen mit Schadstoffen der Innenraumluft („Wohngifte“). Die unspezifischen Symptome lassen nach Verlassen des Gebäudes rasch nach. Bei längerer Exposition können Chronifizierungen entstehen [8] [2] wie z. B.

  • Allergien
  • MCS
  • TPNP

Gekennzeichnet durch ein breites Spektrum von Symptomen, i. d. R. unter Beteiligung des Zentral-nervensystems. Tritt nach längerer Exposition bei elektromagnetischen Feldern (Wohnumgebung oder Arbeits-platz) auf [10]. Personen mit EHS sind nicht in der Lage, sich in der Nähe von Computern, Mobiltelefonen, Leuchtstoffröhren oder medi-zinischen High-Tech-Geräten aufzuhalten [4]. Geht häufig in Kombination mit MCS einher [11].

Anfänglich unspezifische Be-schwerden münden in chronische Muskel-Faser-Schmerzen und Erschöpfungszustände. Manche Ärzte zählen bis zu 100 verschiedene Symptome, von leichten Beschwerden bis hin zu kaum erträglichen Schmerzen und Arbeits-unfähigkeit [6]. Häufige Komorbidität von MCS. [3]

Chron. Fatigue Syndrom (CFS) Myalgische Enzephalomyelitis (ME)

Das Erschöpfungssyndrom ist eine neuroimmunologische Multi- systemerkrankung und ist häufig eine Begleiterkrankung von MCS. Es gibt ausreichende wissenschaftliche Belege dafür, dass es eine reale, physiologische Erkrankung ist mit einer Reihe von biologischen Abweichungen. [1] [7] [3]

Toxische Polyneuropathie (TPNP)

Auslöser von sensiblen, motori-schen oder autonomen Störungen sind neurotoxische Stoffe. Auch bei unbekannter Ursache kann es sich um eine TPNP handeln, wenn die anderen PNP-Arten auf Grund von medizinischen Untersuchungen ausgeschlossen werden konnten. [5] [2]

Toxische Encephalopathie (TE)

Eine durch Gifte bedingte Hirn-schädigung mit den typischen Symptomen u. a. von

  • Lern- und Denkschwierigkeiten
  • Affektlabilität
  • Gedächtnisschwund bis letztlich zur Demenz [12].

Schwierige Lage Umweltkranker - verdeutlicht am Beispiel einiger Artikel

Im September 2021 erschien ein  MCS-Artikel im Magazin forum *) der medizinischen Dienste. Das Magazin informiert über Themen aus Medizin und Gesundheitswesen und richtet sich an wichtige Zielgruppen wie z.B. Krankenkassen, Institutionen und Verbände im Gesundheits-wesen sowie das gesundheitspolitische Umfeld. Die Redakteurin führt in ihrem Artikel u.a. Aussagen aus ihren Interviews mit einer Betroffenen und Dr. Kurt E. Müller an.

MCS hat gravierende Auswirkungen in allen Lebensbereichen. Dr. Gibson ist Professorin der Psychologie und untersucht seit 1992 die Auswirkungen von Umwelt-Sensitivitäten auf das Leben. Sie hat zahlreiche Studien-Erkenntnisse und Artikel publiziert, so z.B. in der UMG 2.2017 „Die stillschweigende Ausgrenzung von Menschen mit Umwelt-Sensibilitäten“.  **)

„Wenn die Umwelt krank macht, … muss die Politik handeln“ : Interview der Umweltrundschau im Juni 2008 mit dem ehemaligen Staatsanwalt und späteren Dozenten für Umweltrecht, Prof. Erich Schöndorf. Der interessante Artikel beginnt mit der berechtigten Frage: „Unsere Eingriffe in die Natur zeigen nicht nur offensichtliche Folgen. Jeder redet von den Lebensrechten sterbender Bienen und kranker Bäume. Was ist mit unseren Menschenrechten?“  Diese Verlinkung führt Sie zum Artikel, publiziert von dialog:funk ***)

Quellen (jeweils oben im Beitrag verlinkt):
*) Magazin „forum“ des Medizinischen Dienstes 3.2021
**) Magazin „umwelt-medizin-gesellschaft“  Ausgabe 30 / 2.2017
***) Onlineartikel von diagnose:funk gem. obiger Verlinkung ins Artikel-Archiv.

Probleme und Lösungsansätze zur aktuellen Situation Umweltkranker

Das RKI veröffentlichte im Bundesgesundheitsblatt 02.2020 eine umfassende Dokumentation zur „Umweltmedizinischen Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten in Deutschland“. Nachfolgende einige Auszüge daraus:

Problemstellungen u.a.:

  • Das im Medizin-Studium erlangte Grundwissen reicht im Querschnittsfach „klinische Umweltmedizin“ nicht aus, um eine entsprechende Patienten-Versorgung zu gewährleisten. 
  • Das umweltmedizinische Qualifizierungs-Angebot beschränkt sich auf curriculare Fortbildungen.
  • Reduziertes Interesse von Ärzt(inn)en an der Zusatzqualifikation aufgrund der Rahmenbedingungen.
  • Eine flächendeckende umweltmedizinische Versorgung konnte bis zum heutigen Zeitpunkt nicht realisiert werden.
  • Rückgang qualifizierter Umwelt-Mediziner/innen.
  • Unzureichende Patienten-Versorgung als Folgeerscheinung.
  • Fehlende adäquate Beratung zu umweltmedizinischen Themen.

Erschwerdende Rahmenbedingungen u.a.:

  • Verwaiste Lehrstühle.
  • Die curricularen Fortbildungen zur Umweltmedizin beschränken sich auf wenig Bildungsanbieter.
  • Ausgrenzung umweltmedizinischer Diagnose- und Therapieverfahren aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen. 
  • Vernachlässigte Projekte bezgl. umweltmedizinischer Kassenleistungen.
  • Patienten finden nur schwer Zugang zu umweltmedizinischer Versorgung (themenspezifische Informations-Defizite, geringe Bekanntheit).
  • Das Auffinden zuständiger und kompetenter Ansprechpartner gestaltet sich für Patienten schwierig.

Erkenntnisse u. Schlussfolgerungen u.a.:

  • In Deutschland liegt eine medizinische Unter- und Fehlversorgung Umweltkranker vor.
  • Häufig unzureichende Beschwerdeabklärung vor der Zuordnung einer psychischen Diagnose.
  • Erfolglose psychotherapeutische Behandlungen leiten hilfesuchende Patienten wieder zurück in umweltmedizinische Sprechstunden.
  • Chronifizierungen und psychische Folgebelastungen infolge verschleppter umweltmedizinischer Betreuung.
  • Krankengeschichten belegen, dass eine frühzeitige umweltmedizinische Versorgung u.U. maßgeblich zur Verkürzung von Leidenswegen und zur Vermeidung psychischer Folge-Belastungen beigetragen hätte.

Handlungsempfehlungen u.a.:

  • Sicherstellung einer notwendigen und flächendeckenden klinisch-umweltmedizinischen Versorgung.
  • Verankerung der „Klinischen Umweltmedizin“ im Medizinstudium (verbesserte Grundqualifizierung).
  • Entsprechende Zusatzweiterbildung (Aufbauqualifizierung).
  • Adäquate Abrechnungsmöglichkeiten:
    „Aus ärztlicher Sicht sollte die Kostenübernahme für Patient(inn)en mit manifesten Erkrankungen durch die gesetzlichen und privaten Krankenkassen gewährleistet sein und nicht als IGeL-Leistungen zu Lasten der Betroffenen oder gar zu Lasten der umweltmedizinischen Zentren verschoben werden.“

Quelle und weiterführende Informationen: RKI, der hier verlinkte Bericht im Bundesgesundheitsbl 63, 242–250 (2020)

Das Umweltbundesamt veröffentlichte eine  Kurzversion des RKI-Berichtes und fasst hier u.a. zusammen:
Die weltweite Forschung zu Umwelt und Gesundheitsthemen führte zu einem deutlich besseren Erkenntnisstand im Bereich Environmental Public Health. Jedoch ist in Deutschland eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung bei Auftreten von Gesundheitsbeschwerden, welche auf Umwelteinflüsse zurückgeführt werden, nach wie vor nur unzureichend gewährleistet.“

Quelle und weiterführende Informationen: Umweltbundesamt im hier verlinkten Umid 2.2020

 

Auch aus Betroffenen-Perspektive liegt eine umfassende Dokumentation zu Problemen aber auch möglichen Lösungsansätzen für eine bessere (medizinische) Versorgung Umweltkranker vor. Und weil sich umweltassoziierte Erkrankungen auf viele Lebensbereiche auswirken, der Umfang aber für Außenstehende schwer nachvollziebar ist, wurden in die strukturierte Stellungnahme auch ergänzende Themenfelder eingearbeitet wie: Recht, Wohnen, Beruf, Alltag, Sozialleben, bewährte Maßnahmen und internationale Beispiele.
Hier finden Sie das Dokument „Die aktuelle Situation von Personen mit umweltassoziierten Erkrankungen“  zum kostenlosen Download.

Quelle: GENUK e.V. gem. zum Download verlinkter Dokumentenversion

ARIEM - Die neue "Vereinigung für Forschung auf internationaler Ebene im Bereich EHS und MCS"

24. Mai 2022: Die Gründung von A.R.I.E.M (Association for Research at International Level on EHS and MCS)

Heute leiden in Frankreich etwa 3 Millionen Menschen an Elektro-Hypersensibilität (EHS). Die Nationale Agentur für Lebensmittel, Umwelt und Arbeitssicherheit (ANSES) schätzt in ihrer Stellungnahme und ihrem Bericht vom 13. März 2018, dass 5 % der Bevölkerung betroffen sind. Doch überall auf der Welt sind Menschen mit EHS mit erheblichen Schwierigkeiten bei der medizinischen Versorgung konfrontiert, und das Fortbestehen der Symptome kann diese Pathologie nur verschlimmern. Außerdem ist EHS in fast 25 % der Fälle (Quelle ECERI) mit MCS (Multiple Chemical Sensitivity) verbunden. Es ist daher unerlässlich, die medizinische und wissenschaftliche Forschung zu diesen beiden Pathologien – EHS und MCS – auszubauen.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen

  • das Europäisches Krebs- und Umweltforschungsinstitut (ECERI), vertreten durch seinen Präsidenten, Prof. Dominique BELPOMME, und durch seinen wissenschaftlichen Direktor, Philippe IRIGARAY (PhD)
  • Phonegate Alert Association, vertreten durch ihren Präsidenten, Dr. Marc ARAZI

Schirmherrschaft

Diese Vereinigung steht unter der Schirmherrschaft eines internationalen wissenschaftlichen Rates, der sich aus hochrangigen Experten zusammensetzt.

Quellen:
Artikel https://phonegatealert.org/en/creation-of-ariem-association
ARIEM Presseinformation (inkl. Kontaktdaten)

Zielsetzungen:

  • Das Hauptziel der neu gegründeten Vereinigung ist es, das Wissen über EHS und MCS durch Forschung auf hohem Niveau zu verbessern.
  • ARIEM wird sich auch dafür einsetzen, die Ärzteschaft und die Behörden über die wachsende Zahl von Patienten, die an diesen Krankheiten leiden, und deren Folgen für ihr persönliches, soziales und berufliches Leben zu informieren.

Beteiligte:

  • Die besten Teams, die sich in Frankreich mit dieser Forschung beschäftigen
  • Internationale Wissenschaftler
    -> Meldungen und Kontaktaufnahmen sind willkommen: ARIEM sucht  die Zusammenarbeit, die Gemeinschaft und die Kooperation mit weiteren internationalen Wissenschaftlern
    (Quelle: SOS-MCS Association Frankreich, 05.08.2022)

Weitere Gesundheitsprobleme durch Umweltfaktoren

Rund 20 % der Krankheits- und Todesfälle in Europa führt die WHO auf Umweltfaktoren zurück. Wenn die Umwelt krank macht, wird der Zusammenhang oft nicht unmittelbar deutlich. Denn häufig kommt es nicht zu einer akuten Beeinträchtigung, sondern zu schleichenden Auswirkungen.

Bild von unknownuserpanama auf Pixabay

So können Schadstoff-gemische und Umwelt-probleme mit vielen gesund-heitlichen Schädigungen in Verbindung stehen, wie z. B. Atemwegsproblemen, Aufmerksamkeits-defizitsstörung (ADHS), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Diabetes, Parkinson, Alzheimer oder Krebs.

Asthma

In Putzmitteln enthaltene Chemikalien können bei langfristiger Exposition chronische Entzündungen in den Atemwegen bewirken und so Asthmasymptome auslösen. Besonders häufig kommt es lt. einer kanadischen Studie zu solchen Symptomen, wenn im Haushalt Raumdüfte verwendet wurden, sei es in fester oder flüssiger Form, als Spray oder für die Steckdose. Duftstoffe sind also möglicherweise entscheidend für das Atemwegsrisiko.[1]

Bei Asthma handelt es sich um eine Erkrankung der Atemwege. Bei 80% der Patienten wird sie durch Allergene ausgelöst. Dies nennt man dann Allergisches Asthma.Immer mehr Menschen leiden lt. Dr. Ionescu unter dieser Erkrankung, die in direktem Zusammenhang mit der steigenden Zahl der Umweltschadstoffe steht. Diese führen zu toxisch-irritativen Reaktionen. [2]

Kommt man im Beruf mit Desinfektionsmitteln in Kontakt, könnte das bereits früh im Berufsleben das Asthmarisiko erhöhen. Darauf deuten Ergebnisse einer Studie hin, die im „Journal of Occupational and Environmental Medicine“ veröffentlicht wurde. Der Zusammenhang war zudem bereits nach dem ersten Jahr der Belastung sichtbar.

Ein beträchtlicher Anteil der allgemeinen Asthma-Fälle steht mit einer Schadstoffbelastung im Beruf in Verbindung. Aktuell sind etwa 400 verschiedene Substanzen und Stoffe bekannt, die das Asthmarisiko erhöhen können. An vorderster Stelle stehen Reinigungsprodukte. Sie enthalten häufig Inhaltsstoffe, die Reizungen und Sensibilisierungen auslösen. [3]

Entwicklungsstörungen und Verhaltensprobleme durch frühe Belastung mit Chemikalien

Mehr als jedes 10. Kind hat heute bereits von Geburt an eine Entwicklungs- und Verhaltensstörung. Neurowissenschaftler schlagen Alarm: Sie warnen vor einer globalen, stillen Pandemie der schleichenden Vergiftung von Kindern durch Umweltchemikalien. Denn die Folgen seien bereits messbar: Eine fortschreitende Verdummung und stetige Zunahme von Verhaltens- und Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. In ihrer Studie belegen die Forscher eine hirnschädigende Wirkung für elf Chemikalien, darunter Blei, Mangan, Quecksilber, Fluor- und Chlorverbindungen, sowie mehrere Pestizide und Lösungsmittel. Bisherige Zulassungstests erfassen zwar akute neurotoxische Wirkungen, die Folgen einer schleichenden Belastung im Mutterleib und der frühen Kindheit bleiben aber bisher meist unerkannt.

„Mehr als 200 Chemikalien wurden bereits in Nabelschnurblut nachgewiesen“, erklären die Forscher.

Bereits 2006 belegte eine Überblicksstudie, dass fünf Umweltgifte, darunter

  • Blei
  • Quecksilber
  • Arsen
  • polychorierte Biphenyle
  • das Lösungsmittel Toluol

messbare Auswirkungen auf die Hirnentwicklung von Kindern haben. Dies äußert sich in

  • einem verringerten Hirnvolumen
  • Defiziten in der geistigen Leistung
  • Problemen im Sozialverhalten
  • motorischen Störungen

Mütter, die im Blut und in der Muttermilch vermehrt PCB haben, müssen mit einer verlangsamten Entwicklung ihrer Kinder rechnen. Das ergab eine Untersuchung an der Universität Düsseldorf, die auch in dem Ärzte-Blatt „The Lancet“ erschienen ist. PCB wurde viele Jahre als Weichmacher in Kunststoffen und zur Isolation von elektrischen Bauteilen eingesetzt.Trotz eines Herstellungs- und Verarbeitungsverbots (1989) nehmen Menschen immer noch relativ hohe Mengen über die Nahrung und in geringem Umfang auch über die Luft auf.

Viele Chemikalien, denen wir in unserem Alltag ausgesetzt sind, beeinflussen unseren Körper, indem sie eine ähnliche Wirkung entfalten wie Hormone. Forscher haben untersucht, wie sich Gemische solcher Schadstoffe auf die Gehirnentwicklung ungeborener Kinder auswirken. Ihr Ergebnis: Auch bei Belastungen, die unterhalb der Grenzwerte für jede einzelne Chemikalie liegen, kann die Mischung das Risiko für Probleme wie Sprachentwicklungsstörungen und Autismus erhöhen.

Rückgang des Intelligenzquotienten, Zunahme von Autismus und Verhaltensstörungen: seit rund 20 Jahren wird dieser besorgniserregende Trend beobachtet. Und es liegt nicht an genetischen Faktoren, sondern nachweislich an Alltags-Chemikalien. Dabei spielen vor allem die sog. endokrinen Disruptoren eine bedeutende Rolle. Diese haben eine verheerende toxische Wirkung auf das menschliche Gehirn. Polychlorierte Biphenyle (PCB), die in Flammschutzmitteln und Pestiziden enthalten sind, ähneln den Hormonen der Schilddrüse und werden vom Körper mit diesen verwechselt. Dadurch kommt es zu Entwicklungsstörungen.

ARTE Dokumentation „Hormongifte in Alltagsprodukten – Verlieren wir den Verstand?“ (2017)
Hier auf YouTube noch abrufbar:

Fortpflanzungsstörungen

Bislang wurde vor allem erforscht, welche Dosis eines Schadstoffs über kurze Zeit tödlich wirkt. Dabei kann bereits eine deutlich geringere Belastung zu weitreichenden – wenn auch nicht unmittelbar tödlichen – Schädigungen führen. Langzeitbelastungen wurden bisher relativ wenig untersucht. Dennoch ist der ursächliche Zusammenhang zwischen bestimmten Schadstoffen und Reproduktionsstörungen durch Laboruntersuchungen eindeutig bewiesen

„ In einer Studie an menschlichen Spermien haben Forscher schädliche synergistisch Effekte von Alltagschemikalien festgestellt. Problematisch: Die Einzelstoffe potenzieren ihre schädliche Wirkung gegenseitig“.

Krebs

Der Körper verbraucht viele Ressourcen um gegen Stress und Schadstoffe unserer (alltäglichen) Umwelt anzukämpfen. Das gesundheitliche Risiko, welches von einem Schadstoff ausgeht, steht in engem Zusammenhang mit der individuellen Entgiftungskapazität. Umweltfaktoren spielen also eine große, vielfach unterschätzte Rolle bei der Entstehung von chronischen Entzündungen im Körper. Diese begünstigen wiederum das Entstehen auch von Krebserkrankungen.

Schadstoffe und andere äußere Einflüsse sind für jede 10. Krebserkrankung verantwortlich“,  so ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) 06.2022

In der EU wird jährlich bei 2,7 Mio. Menschen Krebs diagnostiziert. Viele Krebsarten wie z.B. Leukämie, Lungen- oder Hautkrebs stehen mit Umweltbelastungen in Verbindung. Als Ursachen wurden ermittelt: Luftverschmutzung, Passivrauchen, das radioaktive Gas Radon (kann sich in schlecht belüfteten Räumen ansammeln), UV- Strahlung, Asbest sowie andere Schadstoffe und Chemikalien. Z. B. auch solche, die an Arbeitsstätten verwendet und in die Umwelt abgegeben werden, wie z.B. Blei, Arsen, Cadmium, Acrylamid und Pestizide. Die meisten umwelt- und arbeits-bedingten Krebsrisiken könnten laut der EUA durch die Vermeidung von Verschmutzung und veränderte Verhaltensweisen deutlich gesenkt werden.

(Verlinkte) Quelle: ntv-Ticker

Bei allen o.g. Inhalten, Quellenverweisen und ergänzenden Literaturhinweisen handelt es sich um eine unverbindliche Auswahl und keinesfalls um eine vollständige Übersicht!